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Nie wieder ist jetzt!

„Wir haben die Freiheit, uns für etwas zu entscheiden“ verkündigte Pastor Frank-Eric Müller auf der Groß-Kundgebung der Initiative „Demokratie und Zusammenhalt“ im Gummersbacher Stadtgarten am 25.02.2024. Ein sichtbares Zeichen für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft setzten die rund 1.000 Menschen, die am Sonntagnachmittag zur Demonstration „Nie wieder ist jetzt“ auf das Steinmüllergelände kamen. Eine Kundgebung aus der Mitte der Gesellschaft, so Martin Kuchejda vom Kulturmanagement, der die Veranstaltung moderierte. Und er betonte: „Für etwas sein ist viel besser als gegen etwas sein.“ Die Kreisverbände von CDU, SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP, Kirchen, „Netzwerk gegen Rechts im OBK“, Mobiles Aggertal, IG Metall Oberberg, NABU Oberberg, der Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“, das Alevitische Kulturzentrum Oberberg sowie der Freundeskreis Wiehl/Jokneam unterstützten die Demo. 

Lebendige Ökumene zeigten Pfarrer Markus Aust von der Evangelischen Kirchengemeinde Gummersbach, Pastor Frank-Erik Müller von der EFG Gummersbach-Windhagen und Gerd Wilden von der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte. „Ich lebe in einer lebendigen Demokratie“, so Aust. „Demokratie geht uns alle an, deshalb sind wir hier“. Eine Kultur der Achtsamkeit sei wichtig, gerade jetzt, wo dunkle Wolken von Menschenverachtung und Krieg um uns seien. „Freiheit“ rief Müller den Demonstrierenden zu. Er sei dankbar für Meinungs-, Informations-und Pressefreiheit und die Freiheit des Einzelnen. Freiheit zur aktiven Gestaltung der Gesellschaft bedeute, für etwas einzustehen. Friede in Europa sei keine Selbstverständlichkeit, so Wilden. Ohne Anerkennung von Vielfalt und der Würde jedes einzelnen Menschen könne kein friedliches demokratisches Miteinander stattfinden. Das Fördern von polarisierenden Meinungen sei nicht mit einem christlichen Menschenbild vereinbar sei. Ihre Statements gaben sie unter den Schildern „Demokratie“, „Freiheit“ und „Vielfalt“ ab, wonach sie Arm in Arm die zusammengesetzte Rückseite zeigten: “Zusammenhalt“.

Die EfG GM-Windhagen hatte sich für die aktive Teilnahme an der Kundgebung entschlossen, weil sie das als Teil ihres Missionsauftrags sieht: „Suchet der Stadt Bestes“. Chöre der Kirchen unterstützten die Kundgebung mit einem Flashmob der Europa-Hymne „Freude schöner Götterfunken“ sowie einem irischen Segenslied. Die Pastoren verlasen ein Friedensgebet, zu dem sie auch die Nicht-Christen unter den Teilnehmern einluden. Die christliche Sängerin Valerie Lill sorgte mit einem eindringlichen Poetry-Slam-Lied „nicht artgerecht“ für Gänsehaut-Momente.

Dass ihre Haltung auch für Diskussionen sorgt, erlebte die Gemeinde bei ihrem „Indoor-Spielplatz“ im Gemeindehaus. Eine palästinensische Mutter sprach die Mitarbeiterinnen auf das „Nie wieder ist jetzt“-Poster mit Davidsstern an der Eingangstür an. Ob sie denn dann überhaupt willkommen wäre? Aber alle willkommen zu heissen, bedeutet ja nicht, seinen Standpunkt zu verschweigen. Das Gemeindemotto „Bei Gott sind alle willkommen. Alle!“ gilt auch für Muslima, wurde klargestellt. Aber wenn sie kommt, müsste sie es aushalten, eine Kirche zu betreten, die sich klar gegen Antisemitismus ausspricht.

Das Foto ist von Frau Vera Marzinski (freie journalistische Mitarbeiterin Texte und Fotos), 0171-6127534.